Verkauf ist erfunden

Highgrove House bleibt in britischen Händen

16.04.2024, 17:49 (CEST)

Dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wird immer wieder vorgeworfen, teure Villen oder andere Luxusgüter zu kaufen. Das stellte sich wiederholt als falsch heraus - so auch hier.

Seit zwei Jahren bekommt die Ukraine von vielen Ländern finanzielle Unterstützung für den Krieg gegen Russland. Präsident Wolodymyr Selenskyj wird unterdessen beschuldigt, dass er viel Geld in Villen oder Yachten stecke. Zurzeit kursieren Gerüchte, dass der ehemalige Schauspieler die Investitionen anderer Länder für den Krieg zum Kauf eines royalen Landsitzes in England verwende. Highgrove House habe er dem britischen König Charles III. um 20 Millionen Pfund abgeworben - heißt es zumindest laut einer Webseite. Ist an dieser Geschichte etwas dran?

Bewertung 

Nein. Selenskyj hat das Haus nicht gekauft. Es gibt keine seriösen Medienberichte über einen solchen Kauf. Noch dazu hat der einzige namentlich genannte Insider einen Verkauf klar dementiert.

Fakten

Das ukrainische Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation hat das Gerücht zu Highgrove House, das auch in Österreich verbreitet wird, als russische Propaganda bezeichnet. Die Story stammt aus einem Youtube-Video (archiviert) und beruft sich auf einen früheren Butler der britischen Royals, Grant Harrold.

Die Deutsche Presse-Agentur hat Harrold, die einzige identifizierbare Quelle für die Behauptung, für einen Kommentar kontaktiert. Laut einer Mitarbeiterin, die auf der Webseite The Royal Butler angeführt ist, sind die Behauptungen «vollständig falsch, und Grant Harrold hat sich zu dieser Geschichte nie geäußert».

Der Landsitz ist laut der Webseite von Highgrove House immer noch in den Händen des britischen Königs. Seriöse Berichte der britischen Presse, die sonst so gut wie jedes Detail über die Königsfamilie veröffentlicht, gibt es keine. Auch die Social-Media-Kanäle der Mitglieder des britischen Königshauses erwähnen den angeblichen Verkauf mit keinem Wort.

Richtig ist, dass die Ukraine seit dem russischen Angriff auf das Land im Februar 2022 viel internationale Unterstützung bekam. Österreich half mit einem dreistelligen Millionenbetrag. «Österreich ist zwar militärisch neutral, aber nicht politisch», sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka im September 2023.

Wo kommt die Behauptung her?

Der Claim, dass der ukrainische Präsident Selenskyj ein Luxusanwesen in Gloucestershire gekauft hat, ist auf einer Webseite namens London Crier zu finden. Die Seite scheint schon suspekt, weil sie erst am 26. März 2024 erstellt wurde. Eine Woche später wurde der Artikel über Highgrove House von anonymen Nutzern publiziert und verbreitet. Social-Media-Links auf der Seite führen zu einem Unternehmen, das Website-Vorlagen verkauft. Der Artikel selber hat keine Fotos von Belegen oder Kaufverträgen, um die Behauptung zu untermauern.

Zu Selenskyjs angeblichen teuren Geschmack in Häusern und Yachten hat die dpa bereits Faktenchecks veröffentlicht (hier und hier).

(Stand: 16.04.2024) 

Links

Facebook-Claim (archiviert)

Website The Royal Butler (archiviert)

Website Highgrove House (archiviert)

Königsfamilie auf X (archiviert)

YouTube Video (archiviert)

Königsfamilie auf Facebook (archiviert)

Webseite für Webseite-Vorlagen (archiviert)

Zentrum für die Bekämpfung von Desinformation (archiviert)

Sobotka zu Ukraine-Hilfe (archiviert)

London Crier (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Luxusyachten

dpa-Faktencheck zu Goebbels-Villa

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