Unseriöse Werbung

Gefälschtes Spera-Interview animiert zur Datenherausgabe

28.03.2024, 14:21 (CET)

Danielle Spera genießt als langjährige ORF-Journalistin und Museumsdirektorin in der Öffentlichkeit ein großes Ansehen. Werbung für Finanzprodukte mit ihr sollte man daher mit Vorsicht genießen.

Die ORF-Sendung «Willkommen Österreich» ist ein besonders beliebtes Opfer für Fake-Werbungen rund um Finanzprodukte. Immer wieder tauchen vermeintliche Nachrichtenartikel auf, in denen ein prominenter Gast des Late-Night-Talkformats verrät, wie er in kurzer Zeit zu großem Reichtum gekommen sein will. Aktuell soll angeblich Danielle Spera für ein solches Produkt werben. 

Bewertung

Die Website ist eine Fälschung. Spera war noch nie Gast «Willkommen Österreich», das Interview hat nie stattgefunden. Auch der behauptete Redakteur sowie sein Kontoauszug voller Fehler sind nicht echt. 

Fakten 

Danielle Spera war von 2010 bis 2022 Leiterin des Jüdischen Museum Wien. Davor war sie jahrzehntelang als Journalistin und Nachrichtenmoderatorin im ORF tätig. Spera war allerdings noch nie Gast in dem seit 2007 laufenden ORF-Talkformat «Willkommen Österreich». Das vermeintliche Gespräch hat also nie stattgefunden.

Ungereimtheiten finden sich aber auch in Details abseits des erfundenen Interviews. So ist allein der gezeigte Kontoauszug des Redakteurs bei der Bank Austria voller Fehler. Sein angeblicher Kontostand in Höhe von 9360 Euro wird etwa mit «Gleichgewicht» angegeben, einer wörtlichen Übersetzung des englischen Begriffs «balance». Die 4000 Euro, die er behoben haben will, werden unterdessen als «Lastschrift» angegeben. 

Obwohl das Konto angeblich über die Bank Austria laufen soll, deutet die Länderkennung der IBAN auf eine irische Bank hin: «IE» statt «AT». Die Telefonnummer stammt ebenfalls nicht von der Bank Austria, sondern von einer Filiale der Raiffeisen-Landesbank Tirol in Innsbruck. Die angegebene Adresse wiederum stamm von einer weiteren Niederlassung in der Tiroler Landeshauptstadt. Die Bank Austria hat in Innsbruck nur eine Filiale in der Maria-Theresien-Straße. 

Auch den vermeintlichen Nachrichtenredakteur auf dem Foto gibt es nicht. Wie bereits in früheren dpa-Faktenchecks wie diesem nachzulesen ist, ist «Gerhard Hoch» ein Hirngespinst. Das Foto zeigt den US-Tech-Spezialisten Ky Harlin.

Die gesamte Website in der Aufmachung eines «oe24.at»-Artikels verfolgt lediglich einen Zweck: Entweder mittels Verlinkungen im Text oder einfach durch Scrollen die Besucher zum Eingabeformular am Ende der Seite zu locken. Was schließlich dort mit den eingegebenen Namen, E-Mail-Adressen und Telefonnummern geschieht, wird nicht erklärt. 

(Stand: 28.03.2024)

Links

Fake-Webseite (archiviert

Lebenslauf von Danielle Spera (archiviert)

Suche nach Spera auf «Willkommen Österreich»-Website (archiviert)

IBAN-Länderkennzeichen (archiviert

Kontakt Filiale der RLB Tirol (archiviert

Adresse bei Google Maps (archiviert

Herold-Eintrag der BA-Filiale Innsbruck (archiviert

dpa-Faktencheck zu Betrug mit Sebastian Kurz

Artikel über Harlin von 2014 (archiviert)

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